16.09.2022 | Die zahlreichen Protestaktionen in den Betrieben haben Wirkung gezeigt: Für die rund 70.000 Beschäftigten des Metallhandwerks und der Landbautechnik in Niedersachsen konnte die IG Metall einen Tarifabschluss erzielen. Vorausgegangen war eine ergebnislose Verhandlung, die in einer breit angelegten, regionalen Aktionswoche der Beschäftigten mündete.
Am 12. September kamen die Tarifparteien erneut am Verhandlungstisch zusammen und verständigten sich auf einen Tarifabschluss mit einer Laufzeit von 18 Monaten. Die Beschäftigten erhalten eine tabellenwirksame Entgelterhöhung von 6,1 Prozent ab 01.03.2023 sowie einen einmaligen Energiekostenzuschuss in Höhe von 1000 Euro für Vollzeitbeschäftigte, der spätestens mit dem Februar-Entgelt 2023 zusätzlich ausgezahlt wird. Dieses soll nach den neuen Regelungen des Maßnahmenpaketes des Bundes zur Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung und zur Stärkung der Einkommen steuer- und sozialabgabenfrei geschehen. Die Entgelttabelle in der Landbautechnik wird außerdem überproportional um zusätzlich 3 Prozent angehoben, um dem Bedarf nach dringend gesuchten Fachkräften gerecht zu werden und die Tabelle auf das Niveau des Metallhandwerkes anzuheben. Mit Erfolg konnte die IG Metall das erste Arbeitgeberangebot von 4,3 Prozent mehr Entgelt auf 24 Monate sowie eine Einmalzahlung von 325 Euro abwehren und deutlich bessere Konditionen herausverhandeln.
Für die Auszubildenden lohnt sich der Abschluss ganz besonders: In einem ersten Schritt steigen die Ausbildungsvergütungen pro Ausbildungsjahr um jeweils 100 Euro ebenfalls ab März 2023 an. Ab Juli 2023 steigen sie dann erneut überproportional um weitere 100 Euro. Die Ausbildungsvergütung im Metallhandwerk und der Landbautechnik beträgt ab Juli 2023 mindestens satte 1011 Euro im ersten Ausbildungsjahr und ist damit konkurrenzfähig gegenüber den Einkommen in vergleichbaren Industriebetrieben. Außerdem erhalten die Auszubildenden ebenfalls einen Energiekostenzuschuss in Höhe von 500 Euro.
Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall, zeigt sich angesichts des Abschlusses zufrieden: „Die Einigung mit der Arbeitgeberseite schafft für die Beschäftigten notwendige Entlastung in angespannten Zeiten. Überall steigen die Preise, viele der Kostenanstiege werden lange fortwähren. Deswegen passt eine nachhaltige Entgeltsteigerung von 6,1 Prozent absolut in die Zeit und sichert Kaufkraft! Außerdem wird der Fachkräftemangel in den beiden Branchen immer mehr zur Wachstumsbremse. Insbesondere in der Landbautechnik fehlt es an Arbeitskräften vorne und hinten. Mit den neuen Ausbildungsvergütungen konnten wir im Kampf um die besten Köpfe nun gleichziehen mit anderen Handwerksbereichen und auch mit der Industrie!“
Gerade in Anbetracht des präsenten Fachkräftebedarfs im Handwerk sieht Wente in tariflichen Regelungen einen entscheidenden Schlüssel für die Personalgewinnung: „Statt Willkür und individueller Gehaltsverhandlungen sichern Tarifverträge im Handwerk die Zukunft, schaffen Verlässlichkeit und tragen für eine nachhaltige Entgeltentwicklung Sorge!“, so Wente weiter. Der Tarifabschluss hat eine Laufzeit von 18 Monaten und endet am 29.02.2024.
(Presseinformation des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)