AKTIONSTAG IN SALZGITTER

1.500 Metallerinnen und Metaller setzen Zeichen für fairen Wandel in Salzgitter – Region kann Blaupause für gelingende Transformation werden!

28.10.2021 | Unter dem Motto „FairWandel - sozial, ökologisch, demokratisch“ ruft die IG Metall zu einem bundesweiten Aktionstag am Freitag, 29. Oktober, auf. Bereits am 28. Oktober hat die IG Metall Salzgitter-Peine zu einer Kundgebung vor den Toren der Salzgitter AG aufgerufen, um für sichere und gute Arbeit in einer klimafreundlichen Industrie zu demonstrieren sowie ein klares Zeichen für die Zukunft der Region zu setzen.

Die Zukunft der Industrie steht auf dem Spiel - und damit hunderttausende Arbeitsplätze. Über 8 Millionen Beschäftigte arbeiten im verarbeitenden Gewerbe. Komplette Branchen stehen vor dem Umbruch, Digitalisierung und Klimakrise fordern uns. Fahrzeugbau, Luftfahrtindustrie, maritime Wirtschaft und Stahl, aber auch viele Betriebe im Maschinenbau und weiteren Branchen sind bereits im Wandel begriffen. Dahingehend werden am morgigen Tag bundesweit tausende Metallerinnen und Metaller auf die Straßen gehen und ein Zeichen für ihre Zukunft, für ihre Arbeitsplätze und ihre Existenzen zu setzen - damit verbunden ist der klare Auftrag an die kommende Bundesregierung den Wandel nicht nur ökologisch, sondern vor allem sozial und fair zu gestalten. Klimaschutz und Arbeitsplätze sind nach Auffassung der IG Metall keine Gegenpole, sondern zwei Seiten der gleichen Medaille.

An der Kundgebung in Salzgitter nahmen nicht nur zahlreiche Engagierte aus Salzgitter teil, sondern auch Metallerinnen und Metaller aus Braunschweig und Wolfsburg. Besonders hervorzuheben ist zudem, dass selbst aus dem entfernt gelegenen Georgsmarienhütte bei Osnabrück in aller Frühe eine Delegation Stahlwerker nach Salzgitter aufgebrochen ist, um die Bedeutung der Stahlindustrie für Niedersachsen zu unterstreichen.

Matthias Wilhelm, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine, erklärte vor Ort: „Das ist heute ein starkes Zeichen! Salzgitter spiegelt wie kaum eine andere Region die Industriestruktur der Bundesrepublik wider. Neben der Stahl- und Automobilindustrie sind bei uns tätig der Schienen- und Nutzfahrzeugbau, der Maschinenbau und mehrere Zuliefererbetriebe und Industriedienstleister. Alle vorhandenen Betriebe sind von der Transformation in unterschiedlicher Art und Weise betroffen. Wenn der Strukturwandel nicht gelingt, verlieren Städte wie Salzgitter ihre Grundlage für gute Arbeits- und Lebensverhältnisse.“ Deutschland müsse Industrieland, die Region Südostniedersachsen müsse Industrieregion bleiben. Für eine klimaneutrale Stahlerzeugung mit grünem Wasserstoff „fordern wir einen Transformationsfonds mit einem Volumen von bis zu 10 Milliarden Euro bis 2030. Ohne massive staatliche Investitionen ist die Herkules-Aufgabe der Transformation nicht zu stemmen. Gelingt der Wandel nicht, drohen Arbeitsplatzverluste in ungewissem Ausmaß!“, fügt der Gewerkschafter an. Darüber hinaus sei ein massiver und deutlich schnellerer Ausbau der regenerativen Energie- und Wasserstoffressourcen sowie deren Infrastruktur erforderlich. Nur so gelänge es die Marktfähigkeit des weltweit ersten klimaneutralen Wasserstoffzuges aus der Region zu befördern und der für die E-Mobilität erforderlichen Batteriezellenfertigung vor Ort eine langfristige Perspektive zu ermöglichen. „Die Zukunftsfähigkeit unserer Region entscheidet sich in den nächsten Jahren. Wir erwarten von der Politik, dass sie verlässliche und wirksame Rahmenbedingungen schafft, damit in Salzgitter und den umliegenden Städten der Wandel gelingen kann“, so Wilhelm weiter.

„Um den Klimawandel zu stoppen, braucht es eine Nachhaltigkeitsrevolution, die unsere Art zu leben und zu arbeiten grundlegend verändert. Doch der Aufbruch in eine klimaneutrale, soziale und gerechte Welt droht an egoistischen Profitinteressen, verteilungspolitischem Kleinmut und ideologischer Desorientierung zu scheitern.“, erklärt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.

In vielen Unternehmen sei Nachhaltigkeit ein Fremdwort, statt die notwendigen Zukunftsinvestitionen zu tätigen, bestimme die Jagd nach dem schnellen Profit Denken und Handeln des Managements. So gefährde man Arbeitsplätze und auf dem Weg in eine gesunde Umwelt werde man auch scheitern: „Wir fordern, keine Entlassungen in der Transformation und wir bieten allen Unternehmen an, mit uns über Zukunftsvereinbarungen zu reden, die Arbeitsplätze sichern und zugleich Wege in eine klimaneutrale Industrieproduktion eröffnen.“ Das gehe nur mit den Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen und nicht gegen sie, so Urban weiter.

Doch die Unternehmen alleine könnten den nötigen Umbau alleine nicht stemmen. Eine erfolgreiche Transformation werde nur mit massiven Investitionen in Infrastruktur und sozialen Sicherungssysteme gelingen. Allein bei 2030 seien Zukunftsinvestitionen in Höhe von rund 500 Milliarden Euro nötig. „Wenn sich die Ampelkoalitionäre an die schwarze Null klammern und zugleich keine Steuererhöhungen wollen, ist das Bekenntnis zur Klimaneutralität das Papier nicht wert. Verteilungspolitischer Kleinmut führt nicht weiter. Die Mittel müssen aufgebracht und gerecht finanziert werden. Das geht nur mit einer Steuerreform, die die unteren Einkommen entlastet und von Spitzenverdiener und Besitzer großer Vermögen einen gerechten Beitrag einfordert.“

Wirtschaftslobbyisten würden heftig für eine Deckelung der Sozialabgaben trommeln. Begründung: Der Schutz der nachwachsenden Generationen vor zu hohen Schulden- und Abgabelasten. „Mit einer derart desorientierten Anti-Sozialstaats-Ideologie schadet man auch den Jungen. Sie haben doch nichts davon, wenn wir ihnen eine marode Infrastruktur und einen kaputten Sozialstaat hinterlassen.“, sagte Urban.

Auch Umweltminister Olaf Lies war bei der Kundgebung in Salzgitter anwesend: „Die Herausforderungen für unser Land sind gewaltig, aber ebenso die Chancen. Wenn wir über die Transformation und die Dekarbonisierung unserer Industrie sprechen, dann ist das einer der größten Umbrüche in der kürzesten Zeit. Für mich ist es die fünfte industrielle Revolution. Für mich liegt die Zukunft unseres Landes in einer starken klimaneutralen Industrie und unseren guten, tarifgebundenen Industriearbeitsplätzen. Schulter an Schulter mit den Beschäftigten und ihren Gewerkschaften müssen wir diese Transformation begleiten. Den Gewerkschaften kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung und Verantwortung zu. Denn diese Transformation wird nur mit der organisierten Arbeitnehmerschaft gelingen, niemals gegen sie.“

(Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)

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