DGB Jugend zu Ausbildungszahlen in der Region SüdOstNiedersachsen

Zu wenige Ausbildungsplätze: 1.455 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber

27.10.2010 | Die Bilanz der heute (26.10.2010) veröffentlichten Zahlen zum Ausbildungsmarkt in der Region SüdOstNiedersachsen (Arbeitsagenturen Helmstedt und Braunschweig) ist aus Sicht der DGB-Jugend Besorgnis erregend. Von den Unternehmen in der Region wurden zwar mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr angeboten, allerdings ist zeitgleich die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber deutlich angestiegen: 6.472 (3.607 Helmstedt; 2.865 Braunschweig) Ausbildungssuchenden standen damit nur 5.108 (2.521 Helmstedt; 2.587 Braunschweig) betriebliche Lehrstellen zur Verfügung. Auf einen Bewerber kamen 0,78 (0,69 Helmstedt; 0,9 Braunschweig) Ausbildungsplätze in den Betrieben der Region.

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Aufgrund dieses Mangels an Ausbildungsplätzen mussten im Ausbildungsjahr 2009/2010 rund 1.405 (941 Helmstedt; 464 Braunschweig) junge Menschen in Warteschleifen wie Praktika, Einstiegsqualifizierungen oder Berufsvorbereitungsmaßnahmen ausweichen. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit verschleiert, dass diese weiterhin einen Ausbildungsplatz suchen, und zählt diese als versorgt. Werden diese 1.405 jungen Menschen mitgezählt, liegt die Summe der unversorgten Bewerber bei 1.455, und nicht bei 50 (37 Helmstedt; 13 Braunschweig) wie in der „offiziellen“ Zählweise.

Diese Ausbildungslücke ist angesichts einer verhältnismäßig kleinflächigen Region aus Sicht der DGB-Jugend alarmierend. Wer eine betriebliche Ausbildung sucht, muss auch die Gelegenheit dazu erhalten.

„Viele Betriebe kommen ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung, in Ausbildung zu investieren, nicht nach“, sagt DGB-Jugendsekretär Lorenzo Poli. „Junge Menschen bekommen keinen Ausbildungsplatz und müssen sich oft mit nicht gewünschten Alternativen begnügen. Dies ist oft auch der Grund, warum eine Ausbildung abgebrochen wird“, so Poli weiter. „Dass die Politik diejenigen Bewerber, die in Warteschleifen etc. ausweichen, in den Statistiken als versorgt ansieht und dadurch Tatsachen vertuscht, klingt für junge Menschen wie blanker Hohn. Umso mehr, wenn sich diese noch den Vorwurf gefallen lassen müssen, sie seien „nicht ausbildungsreif“. Deshalb fordern wir eine Ausbildungsplatzumlage“, so Poli abschließend.

Bei einer Ausbildungsplatzumlage zahlen Betriebe, die nicht oder zu wenig ausbilden, in einen Fonds ein, um damit zusätzliche Ausbildung in anderen Betrieben zu finanzieren. Betriebe, die überdurchschnittlich ausbilden, können sich dann ihre zusätzlichen Ausbildungskosten aus dem Fonds erstatten lassen.
„Angesichts des doppelten Abiturjahrganges im nächsten Jahr ist es dringend nötig, dass die Arbeitgeber ihrer Verantwortung nachkommen. Andernfalls drohen uns 2011 noch größere Probleme“, so Poli. „Der Fachkräftemangel ist hausgemacht. Kämen die Arbeitgeber ihrer Verpflichtung nach, hätten wir keinen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Dass die Arbeitgeber kein Interesse an ausreichender Ausbildung haben, zeigt das erneute Scheitern des Ausbildungspaktes auf Bundesebene“.

Von: dgb-jugend/lp

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