BRAUNSCHWEIGER THEMEN BEIM GEWERKSCHAFTSTAG

Mit lokalen Themen Menschen erreichen

26.09.2011 | Neben der Tarif- und Betriebspolitik spielen gesellschaftliche Themen in Braunschweig eine wichtige Rolle in der lokalen Gewerkschaftsarbeit. Die Balance zwischen relativer Autonomie der Verwaltungsstelle und zentraler Planung muss gefunden werden, meint der Erste Bevollmächtigte Detlef Kunkel. Ein Thema auf dem 22. ordentlichen Gewerkschaftstag in Karlsruhe.

Detlef Kunkel

Parteien, Verbände und Organisationen verlieren Mitglieder. Gewerkschaften verzeichnen Zuläufe. Wie kommt das?

Detlef Kunkel: Gewerkschaften nehmen die Menschen mit. Sie setzen sich glaubhaft und erfolgreich für die Interessen der Menschen ein. Das fängt bei der Tarifpolitik an. Tarifverträge bieten faire und sichere Arbeitsbedingungen. Betriebsräte, Vertrauensleute, Jugend- und Schwerbehindertenvertreter gestalten die betrieblichen Bedingungen zu Gunsten der Beschäftigten mit. Metallerinnen und Metaller übernehmen aber auch politische Veranwortung vor Ort. Sie setzen sich für gesellschaftliche Themen ein.

 

Wie erreicht die IG Metall Braunschweig die Menschen?

Kunkel: Wir müssen die Menschen mit guter Arbeit überzeugen, aber auch ihren Kopf und ihr Herz gewinnen. In Braunschweig zum Beispiel gehört die politische Arbeit gegen Rechtsextremismus dazu. Hier gibt es konkrete Projekte, die wir machen oder fördern. Das heißt, die IG Metall muss vor Ort ergänzende Kampagnen anbieten, um auch lokale Politik machen zu können.

 

Wird dies ein Thema auf dem Gewerkschaftstag sein?

Kunkel: Wir werden über die Organisationsentwicklung 2009 diskutieren, die sich in den letzten Monaten politisch stark zu gespitzt hat. Ich bin seit über 40 Jahren gerne in der IG Metall und weiß, dass diese Debatten wichtiger Bestandteil der lebendigen Kultur der IG Metall sind. Die Philosophie war immer, dass wir versuchen, einen Konsens zu finden. Grundsätzlich müssen wir eine Balance zwischen der relativen Autonomie der Verwaltungsstellen und einer zentralen Planung und Verantwortlichkeit finden. Um die Menschen in der Region zu begleiten, muss Kompetenz vor Ort gehalten werden.

 

Welche Themen werdet Ihr beim Gewerkschaftstag deshalb einbringen?
Kunkel: Wir haben drei Anträge eingereicht. Als VW-Standort ist ein Thema "Ganzheitliche Produktionssysteme brauchen gewerschaftliche Mindeststandards", damit wir die Rationalisierung in der Automobilindustrie effektiv begleiten können. Ziel ist es, die Bedingungen fair zu gestalten. Zudem fordern wir einen "Ehrenkodex in der Autozuliefererindustrie", um den Preisdruck der Autoindustrie zu entschärfen, mit dem besonders Klein-und Mittelbetriebe zu kämpfen haben. Ein weiterer Antrag ist die "Fortsetzung der Hochschularbeit durch das Hochschul-Informations-Büro (HIB)". Wir haben mit HIB in Braunschweig gestartet. Inzwischen gehört die Arbeit sowohl zur bezirklichen als auch bundesweiten Gewerkschaftsarbeit. Damit der Draht zwischen Studierenden und IG Metall erhalten bleibt und gefördert wird, soll die Arbeit auch in Braunschweig fortgesetzt werden.

 

Die Braunschweiger sind auch kreativ. Was zeigt Ihr dazu?
Kunkel: Wir präsentieren in Karlsruhe das Fotoprojekt von VW-Braunschweig "Gute Arbeit". Ein ideales Beispiel, um zu zeigen, dass man Menschen zum Mitmachen motivieren kann, indem sie ihre Arbeits- und Lebensbedingungen mal unter ihrem Blickwinkel darstellen und Spaß dabei haben. Daraus haben sich weitere Projekte und Aufgaben ergeben, die der Betriebsrat umsetzen kann.

Von: metallzeitung

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