Bundesweit Proteste von Siemens-Beschäftigten

"Mensch vor Marge!" - Aktionstag bei Siemens in Braunschweig

09.06.2015 | "Unsere Kolleginnen und Kollegen machen sich große Sorgen, denn niemand kann mit Sicherheit ausschließen, dass sie nicht von einer der nächsten Abbauwellen erfasst werden", erklärte die zweite Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig, Eva Stassek, heute bei der Protestveranstaltung vor dem Braunschweiger Siemens-Werk.

Foto: Peter Frank (d&d)

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Obwohl der Siemens-Konzern hochprofitabel ist, will die Unternehmensführung mehr als 6000 Arbeitsplätze streichen, um die Marge auf Kosten der Beschäftigten weiter zu erhöhen. Am Standort Braunschweig könnten ca. 160 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen.

Mehrere Hundert Beschäftigte in Braunschweig stellten sich deshalb heute im Ramen eines bundesweiten IG Metall-Aktionstages den Abbauplänen der Unternehmensführung entgegen. Stassek: "Den Beteuerungen des Vorstandes, Transparenz zu leben und zukunftsorientiert vorzugehen, glaubt am Standort niemand mehr! Gleichzeitig wächst die Solidarität mit den Siemens-Beschäftigten, die um ihren Arbeitsplatz kämpfen müssen. Das Motto 'Standort D stärken - Margenwahn stoppen' bringt auf den Punkt, was sie von Siemens erwarten."

Ronald Owczarek, Vorsitzender des Siemens-Betriebsrates: "Letztes Jahr sollten wir - die Bahntechnik - verschachert werden. Heute sind insbesondere die Kollegen von Power & Gas betroffen. Das Vorstandsprogramm geht bis 2020 – so kann es nicht weitergehen!" Owczarek fordert von den Verantwortlichen im Konzern: "Die industrielle Basis mit gesamter Wertschöpfungskette muss in Deutschland erhalten bleiben!"

Hintergrund

Siemens hat Anfang Mai erneut umfangreiche Pläne zur Kosteneinsparung bekannt gegeben. Im Fokus steht dabei der Abbau von insgesamt 4.500 Stellen weltweit, 2.200 davon in Deutschland. Als Schwerpunkt ist vor allem der Bereich Power & Gas betroffen, aber darüber hinaus gibt es etliche weitere Maßnahmen. Die Ankündigung erfolgt, während noch mehrere andere Spar- und Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt werden und tausende Stellen zur Disposition stellen.

Die Arbeitnehmervertreter kritisieren, dass Siemens damit einmal mehr versucht, Problemen pauschal mit Kostensenkung durch Personalabbau zu begegnen. Die Folgen technologischer oder marktspezifischer Entwicklungen lassen sich auf diese Weise jedoch bestenfalls kurzfristig abfedern. Eine nachhaltige, zukunftsfähige Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen ersetzt das Vorgehen nicht. Betriebsräte und IG Metall unterstreichen daher mit Nachdruck ihre schon seit Jahren gestellte Forderung nach einer tragfähigen Strategie für den deutschen Heimat- und Leitmarkt.

Angesichts der auch seit Amtsantritt des Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser nicht abreißenden Reihe von Einschnitten steht zu befürchten, dass die aktuellen Pläne nur einen weiteren Schritt in eine unternehmerische Sackgasse darstellen. Gleichzeitig erhöhen Börsianer und Analysten den Druck auf das Siemens-Management, die Gewinnmarge des Konzerns um jeden Preis in den zweistelligen Bereich zu bringen.


Vor diesem Hintergrund beobachten auch die rund 3400 Beschäftigten bei Siemens in Braunschweig die hier in zwei Unternehmen der AG (Werk + Niederlassung, beide in der Ackerstr.) beschäftigt sind die neuen Abbaupläne mit wachsender Unruhe. Am Siemens-Standort Braunschweig sollen ca. 160 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen.

Schließung von Abteilungen sowie Wegfall von Funktionen und Tätigkeiten werden auch hier zu Versetzungen, vorzeitigem Ausscheiden über Altersteilzeit oder Aufhebungsverträge führen, die die Belegschaft vor Ort minimieren werden.

Von: mm/dud

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