Internationaler Frauentag 2023: "Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!"

08.03.2023 | Auch in diesem Jahr fanden in Braunschweig in vielen Betrieben, unter anderem bei Volkswagen Group Components, Volkswagen Financial Services, Siemens und BMA Aktionen zum Internationalen Frauentag statt. Dort diskutierten die IG Metallerinnen über Entgeltgerechtigkeit, Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben und gleichberechtigte Teilhabe.

Betriebliche Aktion zum Internationalen Frauentag bei BMA (v.l.n.r.): Sandra Beyer, Colette Schrader, Petra Patzke und Simone Querfurth.

Podiumsdiskussion bei Volkswagen Group Components mit Garnet Alps, Nina Krumme, Christine Medler und Daniela Nowak, moderiert von Marion May

Keine Frauengeneration vorher war so gut ausgebildet wie die der jungen Frauen heute: 57 Prozent der Studienberechtigten und 51,7 Prozent der Absolvent*innen sind weiblich. Dennoch gibt es gerade beim Entgelt weiterhin große Unterschiede. Die gesamtgesellschaftliche Entgeltlücke liegt aktuell bei 18 Prozent. Dieser Entgeltunterschied ist Ausdruck eines stark differenzierten Arbeitsmarkts: Frauen und Männer sind in unterschiedlichen Branchen und Betrieben beschäftigt und Frauen sind weniger oft Chefinnen. Diese gesamtgesellschaftliche Entgeltlücke liegt also zum allergrößten Teil an strukturellen Bedingungen. Doch selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen immer noch ganze sechs Prozent weniger als Männer.

„Gleiches Entgelt hat nicht nur etwas mit Respekt und Anerkennung, sondern auch mit Gerechtigkeit zu tun“, macht Garnet Alps, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig, deutlich. „Wenn Frauen nicht gleichbehandelt und -bezahlt werden, hat das großen Einfluss auf den Alltag: Wer kümmert sich, wenn Kinder erzogen oder Alte gepflegt werden? Wie sehen dann Arbeitsmodelle aus? Und wie wird entschieden? Danach wer möchte oder eher danach, wer weniger verdient?“, fragt Alps. Spätestens die Geburt der Kinder bedeute für Frauen oft einen Karriereknick und den Einstieg in die ungleiche Bezahlung. Knapp die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland arbeiteten 2021 zudem in Teilzeit.

 „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten! Der Fachkräftemangel ließe sich gut abmildern, würde man die Hürden für Frauen auf dem Arbeitsmarkt aus dem Weg räumen: weg mit den steuerlichen Fehlanreizen, weg mit den Minijobs, raus aus der Teilzeitfalle“, fordert Alps. „Wir fordern aber nicht nur, sondern bieten auch. Und zwar unsere Tarifverträge. Die sind ein echter Gleichstellungsgarant. Sie sorgen für existenzsichernde Einkommen. Tariflich und betrieblich gestalten wir Arbeitszeiten, die zum Leben passen und Frauen wie Männern die gleichen Möglichkeiten eröffnen, erwerbstätig zu sein und gleichzeitig Verantwortung für Familie und Hausarbeit zu übernehmen.“

Dennoch braucht es politische Flankierung bei:

  • der Umverteilung von Sorgearbeit und Stärkung von Partnerschaftlichkeit, durch den Ausbau der Partnermonate und eine zehntägige, bezahlte Freistellung für Väter und zweite Elternteile rund um die Geburt eines Kindes sowie flächendeckende und bedarfsgerechte Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige,
  • dem Schließen der Entgeltlücke durch die Pflicht für Betriebe, ihre Vergütungspraxis regelmäßig zu überprüfen, damit Kolleginnen nicht benachteiligt werden,
  • der Beseitigung von Fehlanreizen im Steuersystem durch die Abschaffung der Lohnsteuerklasse V und eine Reform der Minijobs mit dem Ziel, alle Beschäftigungsverhältnisse ab der ersten Arbeitsstunde sozial abzusichern und
  • einem Gleichstellungscheck für alle politischen Vorhaben, damit sie den unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern gerecht werden und die Gleichstellung vorantreiben.

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