09.04.2020 | Hannover - Die IG Metall hat für die rund 120.000 Beschäftigten der Volkswagen AG unter dem Eindruck der Coronakrise ein gutes Tarifergebnis erzielt. Mit der Vereinbarung leisten die Tarifvertragsparteien einen Beitrag dazu, sowohl das Unternehmen als auch alle Beschäftigten sicher durch diese Krise zu führen. Verhandlungen über eine Erhöhung der Entgelte werden demnach um acht Monate aufgeschoben. Gleichzeitig hat die IG Metall aber deutliche Verbesserungen für die Belegschaft durchgesetzt. So wird zum Beispiel die Wandlungsoption der tariflichen Zusatzvergütung verbessert. Außerdem wird eine neuartige Form der bezahlten Auszeit eingeführt, die den Kolleginnen und Kollegen eine deutliche Verbesserung bei der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf bringt.
Im Detail vereinbaren die Tarifvertragsparteien folgende Regelungen:
Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zum Tarifabschluss:
„Das Tarifergebnis passt in die Zeit. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen deutlich, dass die Wandelungsoption 'Zeit statt Geld' enorm beliebt ist. Zehntausende Kolleginnen und Kollegen bei Volkswagen haben diese Möglichkeit bereits genutzt. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen und der vielen Eltern, die aktuell wegen geschlossener Kitas und Schulen in Schwierigkeiten geraten sind, sind wir froh, dass wir hier Verbesserungen erzielen konnten. Sollten Kitas und Schulen darüber hinaus über einen längeren Zeitraum geschlossen werden, sind auch hier die Entgelte unserer Kolleginnen und Kollegin, die aufgrund von Kinderbetreuung zu Hause bleiben müssen, für weitere sechs Wochen gesichert.
Eine wirkliche Errungenschaft für die Zukunft sind die lebensphasenorientierten Wertguthaben im Sinne eines Sabbaticals. Wir haben verstanden, dass unsere Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit haben wollen für die Dinge, die ihnen wirklich wichtig erscheinen: Zeit für Freunde, für die Familie oder für gesellschaftliches Engagement.“
Bernd Osterloh, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats von Volkswagen hebt hervor:
„Der Abschluss ist unter den Bedingungen der Coronakrise ein guter Abschluss. Es ist im Kern ein Vertagen der eigentlichen Entscheidung über die Entgelte. Wegen der Pandemie sind etwa 80.000 Kolleginnen und Kollegen in Kurzarbeit und die Liquidität des Unternehmens ist ein Überlebensthema. Deswegen haben wir die Haustarifrunde um acht Monate verschoben auf eine Zeit, in der wir wieder nach vorne schauen können und Planbarkeit haben. Einige Verbesserungen für die Belegschaft haben wir als IG Metall durchgesetzt: Zum Beispiel mehr Selbstbestimmung in der Arbeitszeit über das innovative Sabbatical-Modell „Meine Auszeit“ und die Ausweitung der Wandlungsmöglichkeiten beim tariflichen Zusatzgeld auf fünf Jahre, sowie die Neugestaltung der LOV (Leistungsorientierte Vergütung).
Volkswagen wird auch diese Krise überwinden und wieder bessere Zeiten sehen. Und dann werden wir unseren fairen Anteil am Unternehmenserfolg einfordern. Betriebsrat und IG Metall werden dafür sorgen, dass der Vorstand die Coronakrise nicht zum Nachteil der Kolleginnen und Kollegen missbraucht, nicht nur in der Tarifrunde!“