12.09.2024 | Die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen sind mit einer ersten, jedoch ergebnislosen Verhandlungsrunde gestartet. Obwohl die IG Metall bei der ersten Zusammenkunft mit dem Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall ihre Forderungen detailliert und nachvollziehbar dargelegt hat, legte die Arbeitgeberseite ihre Vorstellung nicht vor, ergo gab es auch kein Angebot.
Die Forderungen der IG Metall sind klar und bereits länger bekannt: Eine Erhöhung der Entgelte um sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro. Zudem soll im Tarifergebnis eine soziale Komponente erzielt werden, von der insbesondere die unteren Entgeltgruppen profitieren. Darüber hinaus soll bei geschlossenem Manteltarifvertrag eine Verbesserung und Weiterentwicklung der Anspruchsmöglichkeiten für die tarifliche Freistellungszeit erreicht werden.
Thorsten Gröger, Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, betont: „Die Lage ist ernst, und unsere Forderungen sind mehr als gerechtfertigt. Die Beschäftigten sind in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert worden: steigende Lebenshaltungskosten, Unsicherheiten durch die Pandemie und zuletzt eine hohe Inflation, die besonders die unteren Einkommensgruppen hart trifft. Nun braucht es dringend Entlastung im Geldbeutel. Wir können uns keine Wiederholung der letzten Tarifrunde leisten, in der anderthalb Monate ohne ein Angebot der Arbeitgeberseite verstrichen sind. Hinhaltetaktiken darf es 2024 nicht geben!“
Eine angemessene Entgelterhöhung ist nicht nur im Interesse der Beschäftigten, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Stabilität und das Wachstum der gesamten Volkswirtschaft. Gröger macht deutlich, dass der private Konsum eine zentrale Rolle in der Stärkung der Konjunktur spielt. „Die Kaufkraft der Beschäftigten war in der Vergangenheit ein wesentlicher Motor für die Binnenwirtschaft. Wenn die monatlichen Einkommen stagnieren, leidet nicht nur der einzelne Beschäftigte, sondern die gesamte Wirtschaft. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist es entscheidend, die Kaufkraft zu stärken, um die Konjunktur zu stützen und den Binnenmarkt zu beleben. Jede Lohnerhöhung fließt direkt in den Konsum und wirkt damit als Katalysator für das wirtschaftliche Wachstum.“
Die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen ist ein zentrales Anliegen der IG Metall. Die Gewerkschaft fordert eine Anhebung um 170 Euro, um die Attraktivität der Metall- und Elektroindustrie zu steigern. „Der Fachkräftemangel ist ein drängendes Problem, das wir nur lösen können, wenn wir junge Menschen für unsere Branche begeistern. Eine angemessene Ausbildungsvergütung ist dabei ein entscheidender Faktor“, so der Metaller. „Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Wer von ihnen ein hohes Engagement und Fachwissen erwartet, muss ihnen auch die Möglichkeit geben, finanziell unabhängig zu sein. Nur so können wir sicherstellen, dass die Metall- und Elektroindustrie auch in Zukunft innovativ und wettbewerbsfähig bleibt. Eine bessere Vergütung ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern auch eine Investition in die Zukunft unserer Industrie.“
Die IG Metall erwartet von der Arbeitgeberseite, die verbleibende Zeit bis zur zweiten Verhandlung am 21. Oktober 2024 zu nutzen, um sich ernsthaft mit den Forderungen auseinanderzusetzen und konstruktive Lösungsvorschläge zu erarbeiten. „Die Arbeitgeber tragen nun die Verantwortung, die Verhandlungen in einen produktiven Dialog zu überführen. Es liegt an ihnen, ob sie den Verhandlungsprozess aktiv mitgestalten oder ob sie uns auf den Weg in Richtung Warnstreiks drängen. Die Beschäftigten haben klare Erwartungen und sind auch bereit diese zur Not mit Nachdruck zu untermauern!“, betonte Gröger.
Sollte die Arbeitgeberseite auch weiterhin keine substanzielle Bewegung am Verhandlungstisch zeigen, wird die IG Metall die notwendigen Schritte einleiten, um die Interessen ihrer Mitglieder zu wahren und deren berechtigte Forderungen durchzusetzen. Am 13. September findet der Auftakt der Verhandlungen zwischen IG Metall und jeweiligem Arbeitgeberverband in den Tarifgebieten Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sowie Sachsen-Anhalt statt. Am 28. Oktober läuft die Friedenspflicht aus - am Folgetag ab 00:01 Uhr wären Warnstreiks möglich. Die IG Metall verhandelt in ihren drei Tarifgebieten im IG Metall-Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt für circa 120.000 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie.
(Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)