Erinnern, Mahnen und Demokratie verteidigen – 9. November als Schicksalstag deutscher Geschichte

Der 9. November – häufig als „Schicksalstag“ der Deutschen beschworen – bietet sich tatsächlich wie kein Zweiter an, einen Blick auf die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zu werfen und aus diesem Lehren für unsere heutige Zeit zu ziehen.

Symbolbild. Fotograf: Matthias Leitzke

„Es ist ein Tag, der uns mahnen soll, unsere Demokratie gemeinsam und entschlossen gegen alle Bedrohungen zu schützen – insbesondere gegen den wiedererstarkten Rechtsextremismus. Er spiegelt wie kein anderer die tiefsten Abgründe der deutschen Geschichte, aber auch die höchsten Hoffnungen unserer Gesellschaft, wider.“, sagt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Er zeigt, wozu Menschen gemeinsam in der Lage sind – im Guten wie im Schlechten.“

Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann die erste deutsche Republik aus und läutete eine neue Ära demokratischer Bestrebungen ein. Doch der junge demokratische Staat erwies sich als anfällig gegenüber Angriffen von rechts. Die Weimarer Republik wurde von reaktionären und faschistischen Kräften untergraben, was schließlich in die katastrophale Diktatur der Nationalsozialisten mündete. „Die Geschichte der Weimarer Republik lehrt uns, wie gefährlich es ist, die Bedrohungen der Demokratie nicht ernst zu nehmen. Die Versäumnisse von damals dürfen sich nicht wiederholen – heute tragen wir die Verantwortung, rechtsextreme Tendenzen zu erkennen und entschieden zu bekämpfen,“ betont der Metaller.

Jener Tag steht als Symbol für das Unrecht und den Hass, die aus nationalistischer Ideologie, Hass und Antisemitismus hervorgehen können. In der sogenannten Reichspogromnacht wurden jüdische Menschen durch Nationalsozialisten gedemütigt, gequält und getötet, Synagogen in Brand gesetzt und Geschäfte verwüstet. „Dieser Tag erinnert uns daran, wie schnell aus Worten des Hasses Gewalt und Mord werden, wenn ihnen keine klaren Schranken gesetzt werden. Die Verbrechen des 9. Novembers 1938 und das unsägliche Leid des Holocaust dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Es ist unser aller Pflicht, Antisemitismus, Hass und Ausgrenzung mit aller Kraft entgegenzutreten.“, so Gröger.

Der Bezirksleiter der IG Metall zeigt sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen in Deutschland: „Der Hass, der damals die deutsche Gesellschaft vergiftet hat, ist leider auch heute nicht vollständig verschwunden. Im Gegenteil: Wir erleben zunehmend antisemitische Parolen auf deutschen Straßen und das Erstarken rechtsgerichteter Parteien, die mit nationalistischen und fremdenfeindlichen Aussagen die Grundfesten unserer Demokratie angreifen. Die Verbreitung rechter Ideologien und die Hetze gegen Minderheiten zeigen, wie verletzlich unsere Demokratie bleibt.“

Die Wurzeln für diesen bedrohlichen Rechtsruck sieht der Metaller in einer gesellschaftlichen Spaltung, die von rechten Bewegungen gezielt befeuert wird. „Es ist erschreckend, wie viele Menschen sich von diesen Feindbildern und vereinfachenden Botschaften einnehmen lassen. Rechte Ideologien dringen immer unverhohlener in die Mitte der Gesellschaft vor. Es ist unsere Aufgabe, diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten, denn Rechtsextremismus ist ein gefährlicher Irrweg – er hat keine Lösungen für die, die Ängste und Sorgen haben, nur das Versprechen, dass es dafür Minderheiten wenigstens noch schlechter gehen wird. Unsere Antwort auf Krisen lautet aber Solidarität, nicht Spaltung!“

Dabei weist Gröger auf die entscheidende Rolle von politischer Bildung und einer aktiven Erinnerungskultur hin: „Nur wenn wir uns der Geschichte unseres Landes stellen, wenn wir ihre dunkelsten Kapitel ohne Beschönigung aufarbeiten, können wir auch den Wert der Demokratie wirklich erfassen. Es ist essenziell, dass wir Menschen jeden Alters für die Gefahren nationalistischer und faschistischer Ideologien sensibilisieren.“

Der 9. November 1989 ist als Tag des Mauerfalls ein Symbol für die Kraft friedlichen Protests gegen autoritäre Regime. Doch auch die sogenannte Wiedervereinigung darf nicht als reiner Erfolg verklärt werden: Für Millionen Menschen in Ostdeutschland bedeutete sie den Verlust ihrer Arbeit und die Entwertung ihrer Lebensleistung. Bis heute geht ein Riss durch die Republik, in vielen Herzen und Köpfen sind Ost- und Westdeutschland noch nicht vollständig zusammengewachsen und auch strukturell gibt es nach wie vor große Unterschiede. „Als Bezirk stehen wir für den Zusammenhalt von Ost und West und setzen uns für die Angleichung aller Lebensbereiche ein“, betont Gröger.

Der Gewerkschafter schließt mit einem eindringlichen Appell: „Der 9. November ist ein Tag des Erinnerns und des Mahnens. Lassen wir die Lektionen dieses Tages in unsere Handlungen einfließen und verteidigen wir unsere Freiheit und unsere Demokratie. Rechtsextremismus, Antisemitismus und Nationalismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Für diese Werte müssen wir alle jeden Tag aufs Neue eintreten – entschlossen, vereint und wachsam.“

(Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)

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