"Leiharbeiter sind nichts wert"

17.02.2011 | Detlef Karnstedt wehrt sich mit Hilfe der IG Metall gegen die schlechten Bedingungen in der Leiharbeit. Der Metallbauer will sich nicht länger herumschubsen lassen. Zehn Mal hat er bereits mit Hilfe der IG Metall sein Recht durchgesetzt. Zuletzt hat er erfolgreich 133 Euro brutto außergerichtlich erstritten.

Detlef Karnstedt (links) berät sich bei IG Metall-Gewerkschaftssekretär Holger Neumann: "Man kann sich nicht alles gefallen lassen."

"Ich habe einiges in meinem Berufsalltag erlebt", erzählt Detlef Karnstedt, 33. "Leiharbeiter sind nichts wert." Trotzdem gibt der gelernte Metallbauer nicht auf, der eigentlich lieber das Heizungs- und Sanitär-Handwerk erlernte hätte wie sein Bruder. 1999 absolviert er erfolgreich eine überbetriebliche Ausbildung zum Metallbauer. Karnstedt: "Damit geht es schon los, viele Arbeitgeber unterstellen, dass man schlechter arbeitet, wenn man eine überbetriebliche Ausbildung gemacht hat."

Er startet bei einer Braunschweiger Zaunbaufirma, die nach sechs Monaten Pleite geht. Drei Löhne erhält er Monate später. Er wird arbeitslos und findet nach 30 Bewerbungen bei einer Firma für Metalltechnik in Ölper einen neuen Arbeitsplatz. Auch dieser Betrieb geht in die Insolvenz.

Seit 2001 schleppt er sich als Leiharbeiter von einem Verleiher zum anderen. Immer wieder erlebt er, wie ihm Geld abgezogen wird oder Stunden nicht vergütet werden. Er hatte teilweise 150 Plusstunden. Kann aber keinen Urlaub nehmen, weil er als Leiharbeiter jederzeit einsatzbereit sein muss.

2002 tritt er dann in die IG Metall ein. Karnstedt: "Man kann sich nicht alles gefallen lassen. Deshalb sollten Leiharbeiter sich organisieren." Nun setzt er sich mit Hilfe der IG Metall zur Wehr. Zuletzt hat er 133 Euro brutto per Geltendmachung außergerichtlich eingetrieben. Holger Neumann von der IG Metall Braunschweig: "Es ist oft nicht nachvollziehbar, warum man teilweise um Cent-Beträge mit den Leiharbeitsfirmen feilschen muss."

Zurzeit arbeitet der Schweißer im Akkord. 200 bis 300 Teile muss ertäglich fertigen. Bei 170 Stunden im Monat bleiben 1200 Euro netto. Das reicht hinten und vorne nicht, um seine Familie mit drei Kindern zu ernähren. "Wir sind auf staatliche Zuschüsse angewiesen. Man fühlt sich schlecht dabei. Ich möchte von meiner Arbeit leben."

Dabei hätte er schon zwei Mal aus der Leiharbeits-Spirale aussteigen können. 2009 war er bei Bühler, die hatten Interesse. "Doch wer bezahlt schon die geforderte Ablösesumme für einen Leiharbeiter", meint Karnstedt.
Zwischen 3000 bis 9000 Euro würden die Verleiher für einen Mitarbeiter verlangen. Ein anderes Mal wollte ihn ein Metallbauer zunächst befristet einstellen, der einen Großauftrag von der Salzgitter AG bekommen hatte. Doch dafür hätte er einen Schweißschein für 30 Millimeter haben müssen. Karnstedt: "Das war eine super Chance auf eine Festanstellung. Doch das Arbeitsamt hat die Qualifizierung nicht bezahlt."

Von: metallzeitung

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