IG Metall und ver.di fordern: Leiharbeit fair gestalten - Missbrauch beseitigen

27.08.2010 | Die IG Metall und die Gewerkschaft ver.di haben in Niedersachsen dem Missbrauch von Leiharbeit den Kampf angesagt. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie, die Arbeits- und Leistungsbedingungen von Leiharbeitnehmern zu verbessern, den Missbrauch von Leiharbeit in Unternehmen zu beseitigen und Leiharbeitern gleiches Geld für gleiche Arbeit zu bezahlen.

Eva Stassek, 2. Bevollmächtigte der Braunschweiger IG Metall, kritisiert: "Jetzt, wo es wieder aufwärts geht, nutzen viele Arbeitgeber Leiharbeit, um eine Beschäftigtengruppe unterhalb des Tarifniveaus zu etablieren." Die IG Metall setze sich für reguläre unbefristete und tarifgebundene Beschäftigung (Normalarbeitsverhältnisse) ein. Wenn Leiharbeit für Auftragsspitzen nicht zu umgehen sei, dürfe der Grundsatz gleicher Entlohnung  in keinem Fall verletzt werden um ein Ausspielen der Beschäftigten gegeneinander zu verhindern.

 

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Die Zahlen sind alarmierend: "Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft liegt die Zahl der Leiharbeiter bereits heute deutlich über dem Rekordstand vor der Krise. Branchenprognosen erwarten bis Ende 2012 bis zu 2,5 Millionen in Leiharbeit Beschäftigte." Stassek weiter: "Wir wissen, dass Leiharbeitsbeschäftigte etwa 30% weniger Entgelt erhalten. Das ist inakzeptabel , verursacht Probleme bei den Betroffenen und führt heute schon zu Verdrängung regulärer Beschäftigung in den Betrieben. Wir müssen handeln, sonst sind ganze Generationen von Beschäftigten in solchen Arbeitsverhältnissen gefangen".

 

Aufgrund dieser drastischen Entwicklung haben die Gewerkschaften beschlossen, ihre Kampagne gegen den Missbrauch der Leiharbeit auszuweiten und fordern ein "Ende des Lohndumpings". Die katastrophalen Folgen der Leiharbeit stellen sich so dar:

  • Leiharbeit schafft Arbeitnehmer zweiter und dritter Klasse.
  • Leiharbeit leistet dem Schrumpfen der Stammbelegschaften Vorschub.
  • Leiharbeit erfüllt die ihr zugedachte Brückenfunktion in reguläre Beschäftigung nachweislich nicht.
  • Leiharbeit schwächt die Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
  • Leiharbeit bedroht die Grundlagen unseres Beschäftigungssystems, (qualifizierte Facharbeit) unsere Werteordnung (Gerechtigkeit und Solidarität) und die Sozialversicherungssysteme (Erosion der Finanzierung).
  • Leiharbeit schafft massive Probleme bei den darin Beschäftigten durch Planungsunsicherheit (verfügbares Einkommen, Familienplanung, Kreditwürdigkeit etc.)

Aus diesen Gründen lehnt die IG Metall den Einsatz von Leiharbeit grundsätzlich ab. Selbst zur Bewältigung von Auftragsspitzen sind mit der Möglichkeit der befristeten Beschäftigung genügend Flexibilisierungsinstrumente an die Arbeitgeber gegeben worden, so dass dieses Arbeitsmarktinstrument der Leiharbeit deutlich vorzuziehen ist, erklärt Eva Stassek. Dadurch werden mindestens die materiellen Arbeitsbedingungen denen der regulär Beschäftigen gleichgestellt - die Arbeitsplatzunsicherheit verursacht auch hier bereits massive Probleme im Privatleben und der Zukunftsplanung.

 

Um den schlimmsten Auswüchsen der Leiharbeit entgegenzuwirken, fordert die IG Metall:

  • „Gleiche Arbeit - Gleiches Geld“ muss die Regel für Leiharbeit werden.
  • Zeitnahe Umsetzung der EU-Richtlinie zur Leiharbeit.
  • Wiedereinführung des Synchronisationsverbots, um ein ständiges „Heuern und Feuern“ zu verhindern.
  • Festlegung von Höchstverleihzeiten, um Missbrauch zu vermeiden.
  • Ein gesetzlicher Mindestlohn muss auch in der Leiharbeit zur Geltung kommen.

Von: mm/dud

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