IG Metall Vertrauensleute-Konferenz VW Braunschweig

Die Interessen der Kollegen fest im Blick

23.01.2014 | • IG-Metall Vertrauensleute beschließen Programm des Betriebsrates für die Jahre 2014 - 2018 • Impulsreferate von Detlef Wetzel und Prof. Klaus Dörre • Podiumsdiskussion: Der Industriestandort Deutschland und die Herausforderungen an Gewerkschaften, Politik und Unternehmen

v.l.n.r.: Detlef Kunkel, Stefan Hölzer (VK-Leiter VW BS), Detlef Wetzel, Uwe Fritsch

Detlef Kunkel

Podiumsdiskussion, v.l.n.r.: Detlef Wetzel, Klaus Dörre, Moderatorin Garnet Alps, IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Uwe Fritsch, Wolfgang Müller-Pietralla, Daniela Behrens

Der Betriebsrat von Volkswagen Braunschweig wird vom 6. bis 13. März 2014 neu gewählt. Gemeinsam mit den geladenen Vertrauensleuten fasste der amtierende IG Metall-Betriebsrat am Vormittag seine Arbeitsfelder für die Legislaturperiode von 2014 bis 2018 zusammen, bevor das Programm für die kommenden Jahre symbolisch beschlossen wurde. Hochrangige Gastredner gaben am Nachmittag einen Ausblick in die Zukunft des Industriestandortes Deutschland und bestätigten darin den Kurs des Braunschweiger IG Metall-Betriebsrates.

 

Detlef Kunkel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Braunschweig, sagte zur Eröffnung der Vertrauensleutekonferenz: "Auf dieser Veranstaltung diskutieren wir über kommende Aufgaben von IG Metall, Vertrauensleuten und Betriebsrat bei Volkswagen Braunschweig. Das Vorgehen, die Vertrauensleute aktiv einzubinden, ist Ausdruck unserer innovativen Beteiligungskultur. Das Programm für die neue Legislaturperiode des Betriebsrates trägt die Handschrift der vielen gewerkschaftlich Aktiven bei Volkswagen, die ihr Wissen um die Probleme und ihre Expertise über die Lösungsmöglichkeiten eingebracht haben."

 

Die IG Metall-Betriebsräte von Volkswagen Braunschweig zogen bereits im vergangenen Jahr in sogenannten 'Zukunftsforen' eine Bilanz ihrer Arbeit und diskutierten gemeinsam mit den IG Metall-Vertrauensleuten im Betrieb ihre zukünftigen Arbeitsfelder und Schwerpunkte. Daraus entstanden die neuen, gemeinsamen Handlungsfelder, welche am heutigen Mittwoch noch einmal besprochen und von den Funktionären bestätigt wurden.

 

"Die breite Zustimmung der Vertrauensleute freut uns als Betriebsrat und sie zeigt, dass wir Interessenvertreter am Standort ein gutes Team sind, das für die Kolleginnen und Kollegen an einem Strang zieht", sagte der Betriebsratsvorsitzende, Uwe Fritsch, anschließend.

 

Der 1. Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, fordert grundsätzlich mehr Mitbestimmung: "Demokratie in einer Gesellschaft ist erst dann vollständig und lebendig, wenn auch Demokratie im Betrieb herrscht. Es ist an der Zeit, die Mitbestimmung auszubauen!" Dies sei gerade deshalb notwendig, um die Ausbreitung prekärer Arbeitsverhältnisse zurückzudrängen: "Leiharbeit und Werkverträge werden missbraucht, um Löhne zu drücken und die Belegschaften zu spalten. Unser Ziel ist: Arbeit muss sicher und fair sein! Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir mehr Mitbestimmung in den Betrieben. Bei Volkswagen sind wir diesbezüglich auf einem guten Weg, der beispielhaft für andere Betriebe und Branchen ist", so Wetzel weiter.


Daniela Behrens, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, betonte, dass Niedersachsen mit Abstand das Bundesland in Deutschland sei, welches das Thema 'Bekämpfung des Werkvertragsunwesens' nach vorne treibe. "Wir haben in Niedersachsen unglaubliche Zustände, insbesondere in den Schlacht- und Zerlegebetrieben erlebt. Wichtig ist uns, dass Betriebsräte gestärkt werden. Im Koalitionsvertrag haben wir mehr Informationsrechte für sie vereinbart. Ein weiterer Schritt wird nun sein, auch ihr Mittbestimmungsrecht bei Werkverträgen durchzusetzen." Man brauche klare Regeln, die dazu führen, dass Arbeitnehmer entsprechend ihrer geleisteten Arbeit auch ein angemessenes Auskommen hätten.

 

Dem stimmte Klaus Dörre, Professor an der Universität Jena zu. Er mahnte zur Dringlichkeit einer Politik für die vielen Ausgegrenzten, die am stärksten von Armut betroffen sind. Auch die Gewerkschaften müssten sich verstärkt für diese Klientel öffnen. Die Kampagnen und Pläne der IG Metall halte er für gute Schritte und Mittel. Er betrachte mit Sorge eine 'exklusive Solidarität' in Betrieben. "Es gibt eine spontane Tendenz zu einer Solidarität, die sich innerhalb der Grenzen der Stammbelegschaft des eigenen Betriebs aufhält", so Dörre. Konkret bedeute dies, dass Beschäftigte, die ihre Festanstellung als Privileg begreifen, nicht mehr solidarisch mit anderen zu sein scheinen. Es werde schwer, eine Solidarität zu entwickeln, die über diese Gruppen hinausgehe.

 

Die Vertrauensleute bekamen bei der Konferenz somit nicht nur die Möglichkeit zur Beteiligung, sondern auch Einschätzungen von Experten aus Politik, Forschung und Industrie. Bezüglich der Mobilität von morgen rücken laut Wolfgang Müller-Pietralla, Zukunftsforscher bei Volkswagen, drei Themen in den Fokus: die stressfreie Mobilität und das Wohlfühlen im Auto, Fahrerassistenzsysteme und neue Antriebsmöglichkeiten. "Die Herausforderung unseres Standortes wird diesbezüglich sein, die einzelnen Komponenten des Fahrwerks intelligent miteinander zu verknüpfen und zudem Hybride-Bauteile herzustellen, deren Materialmix zu einer Verringerung des Gesamtgewichts der Fahrzeuge führen wird", erklärte Uwe Fritsch. "Außerdem müssen wir unsere Kompetenz im Bereich der Elektronik und Batteriefertigung weiter ausbauen", so der Betriebsratsvorsitzende.

 

Dafür sei es wichtig, Qualifizierungen und Ausbildungsberufe am Standort entsprechend anzupassen. Konkret bedeute dies die Ausweitung von Angeboten in den Feldern Elektronik, IT und Materialwissenschaften. "Um Wettbewerbsfähig zu bleiben und die Einkommen zu sichern, sehen wir hier Handlungsbedarf, weshalb wir Bildung zu einem unserer sechs Handlungsfelder der nächsten Jahre erklärt haben." Für den Betriebsrat stehen zudem folgende Themen im Fokus seiner zukünftigen Arbeit am Standort: sichere Arbeitsplätze, angemessene Einkommen, Gute Arbeit und Gesundheit sowie die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie.

(Pressemitteilung des Volkswagen Betriebsrates Braunschweig)

Von: lb/vwbrbs

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