Werkverträge

Die IG Metall erklärt: Wie Werkverträge Belegschaften spalten

04.09.2015 | Immer mehr Unternehmen lagern ganze Arbeitsbereiche aus und vergeben zentrale Aufgaben an Werkvertragsunternehmen. Was sind Werkverträge? Wo liegt das Problem? Was will die IG Metall? Hier ein Video zum Thema.

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Werkverträge verändern ihren Charakter

 

Früher ging es bei der Vergabe von Werkverträgen vor allem darum, spezielles Know-how einzukaufen oder Randbereiche (Kantine, Pforte, Sicherheitsdienst) aus dem Unternehmen auszugliedern. Heute setzen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie Werkverträge im Kernbereich der industriellen Wertschöpfung ein, also in Produktion (38 Prozent), Montage (28 Prozent) sowie in Forschung, Entwicklung und Engineering (19 Prozent).

 

Ziel: Kostensenkung zu Lasten der Beschäftigten

 

Werkverträge senken Kosten - zu Lasten der Arbeitnehmer

Oft arbeiten die Beschäftigten dieser Dienstleistungsunternehmen Seite an Seite mit der Stammbelegschaft, führen die gleiche Tätigkeit aus wie die Beschäftigten des Auftraggebers, dies allerdings zu deutlich schlechteren Bedingungen. Meist gelten keine oder nur schwache Tarifverträge. Die Bezahlung ist in der Regel erheblich niedriger. Häufig gibt es auch kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld und keine Erfolgsbeteiligung. Überstunden werden nicht bezahlt. Betriebsratsgremien und Möglichkeiten zur Mitbestimmung fehlen in den meisten dieser Unternehmen.

 

Missbrauch ist schwer nachzuweisen

 

Die Grenzen zur eindeutig missbräuchlichen Anwendung von Werkverträgen sind dabei fließend – und spätestens beim Einsatz von illegalen Scheinwerkverträgen überschritten. Die liegen immer dann vor, wenn zwar auf dem Papier ein Werkvertrag geschlossen wurde, faktisch aber ein Leiharbeitsverhältnis vorliegt. In der Praxis ist das allerdings häufig schwer nachzuweisen.

 

Die Kosten trägt die Allgemeinheit

 

Werkverträge verstärken den Trend zu immer mehr prekärer Beschäftigung in Deutschland und tragen zur Ausweitung des Niedriglohnsektors bei. Die ausufernde Werkvertragspraxis vertieft die Spaltung der Gesellschaft und verursacht Kosten, für die die Allgemeinheit jetzt (ergänzende Sozialleistungen) und später (Altersarmut) aufkommen muss.

 

Werkverträge schaden der Wettbewerbsfähigkeit

 

Aber auch aus Unternehmenssicht birgt der Trend zur exzessiven Werkvertragsvergabe Risiken: Wichtiges Know-how geht verloren, die Abhängigkeit von Fremdfirmen steigt und der erhöhte Kontroll- und Koordinierungsaufwand steht häufig in keinem Verhältnis zu der erhofften Kostenreduzierung.

Von: mm/dud

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