Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie

Detlef Kunkel: "Wir stehen vor einer beschäftigungspolitischen Bewährungsprobe"

09.02.2010 | Heute hat sich der IG Metall-Vorstand zu Tarifrunde und Beschäftigungssicherung in der Metall- und Elektroindustrie positioniert: Entlassungen vermeiden und Arbeitsplätze erhalten hat danach für die IG Metall oberste Priorität. Das von der Gewerkschaft angeregte Jobpaket aus tariflichen und politischen Lösungen soll diesem Ziel dienen. Die Tarifrunde soll vorgezogen werden, eine feste Tarifforderung wird nicht aufgestellt. Erklärtes Ziel ist die Sicherung der Realeinkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Kernelemente des Jobpaketes sind:

  • die Ergänzung der gesetzlichen Kurzarbeit durch eine tarifliche Kurzarbeit, die auch einen Teillohnausgleich umfasst
  • eine Entgelterhöhung, die die Realleinkommen der Arbeitnehmer absichert
  • junge Fachkräfte sollen mit einer Kombination aus Übernahme und Modellen der Weiterbildung vor Entlassungen und Arbeitslosigkeit bewahrt werden

Detlef Kunkel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Braunschweig und ehrenamtliches Mitglied im Bundesvorstand der Gewerkschaft, stellt fest: "Wir stehen vor einer beschäftigungspolitischen Bewährungsprobe. In der Krise steht die Sicherung von Arbeitsplätzen klar im Vordergrund."

Angesichts der dramatischen wirtschaftlichen Situation, auch in der Metall- und Elektroindustrie, müsse schnell und entschlossen gehandelt werden. "Die Ausweitung der Kurzarbeit hat die schlimmsten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bisher verhindern können, doch jetzt sind weitergehende Maßnahmen notwendig. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten das von uns".  Kunkel betont, dass es sich bei der aktuellen Tarifpolitik entgegen in den Medien verbreiteter Spekulationen "nicht um eine Trendwende, sondern um eine zeitlich befristete Antwort auf eine wirtschaftliche Ausnahmesituation" handelt.

Nachdem sich die Metallerinnen und Metaller heute eindeutig positioniert haben, fordert Kunkel die Arbeitgeber auf, ihren Teil dazu beizutragen, Beschäftigung zu sichern, qualifizierte Fachkräfte zu halten und die Krisensituation zu überwinden. Zudem sieht der IG Metall-Bevollmächtigte die Politik in der Pflicht, die Tarifparteien beim Bemühen um Beschäftigungssicherung zu unterstützen. Auch dazu habe die Gewerkschaft konkrete Forderungen vorgelegt.

Die IG Metall wird die Verhandlungen jetzt in den Bezirken Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen vorantreiben, um möglichst bald beschäftigungssichernde Tarifverträge unter Berücksichtigung regionaler Spezifika bundesweit durchzusetzen.

Hintergrund:
Die IG Metall hat in den vergangen Monaten auf regionaler Ebene Sondierungsgespräche mit den Arbeitgebern aufgenommen, mit dem Ziel, vor Ablauf der Flächentarifvertrages in der Metall- und Elektroindustrie Ende April zu einem Beschäftigungstarifvertrag zu kommen. Auch in Niedersachsen haben mehrere solcher Gespräche mit dem Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall stattgefunden. Die IG Metall hatte dabei ein Sechs-Punkte-Programm vorgelegt, das u.a. eine Arbeitszeitverkürzung bis auf 25 Stunden mit Teillohnausgleich und eine Verdoppelung der Altersteilzeitquote vorsieht. Obwohl sich die Arbeitgeberseite grundsätzlich zu einem Vorziehen der Tarifrunde bereit gezeigt hat, konnten keine konkreten Maßnahmen vereinbart werden. Die IG Metall im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt deutete das Verhalten als "Hinhaltetaktik" und kritisierte: "Kein einziger Vorschlag zur Beschäftigungssicherung kam von Seiten der Arbeitgeber". Mit der heutigen Entscheidung des Vorstands hat die IG Metall eine bundesweite Linie zur Weiterführung der Verhandlungen festgelegt.

Von: pw/dud

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