BHW: Eine Ära geht zu Ende - Teil 1

31.08.2021 | Zum 01. September 2021 wird die erste Stufe des Schließungsplanes der MIBA bittere Realität: fast 200 Kolleg*innen (von zuletzt etwa 300) scheiden aus dem Betrieb aus. Einige haben erfreulicherweise bereits in anderen Unternehmen der Region Arbeit gefunden, ca. 130 Beschäftigte wechseln in eine Transfergesellschaft. Viele der jetzt verbleibenden Kolleginnen und Kollegen müssen nächstes Jahr im Mai folgen.

Eva Stassek (Archivbild). Foto: Peter Frank, d&d

Am 31. August 2021, am letzten Tag, an dem die Belegschaft in ihrer bisherigen Konstellation noch zusammen war, haben wir Metaller*innen auf dem Sportplatz des SV Stöckheim ein Treffen organisiert. Martin Grun, Betriebsratsvorsitzender BHW, betont: "Mit dieser Veranstaltung wollten wir unsere kampfstarke und solidarische Belegschaft bei BHW würdigen und ihr Gelegenheit geben, sich an die gemeinsame Zeit, an die Auseinandersetzungen in vielen Tarifrunden und an die vielen guten Aktionen und Erfolge der Gewerkschaftsarbeit zu erinnern. Nachdem der monatelange gemeinsame Kampf und alle Anstrengungen mit vielen Unterstützer*innen aus Politik, anderen Betrieben und der Stadt zum Erhalt des BHW-Standortes nicht zum Erfolg geführt haben, blieb am Schluss nur der Weg, für einen Interessenausgleich und Sozialplan einzutreten, welche Regelungen und materielle Ausgleiche bezüglich des Verlustes der Arbeitsplätze enthalten."

Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig, Eva Stassek ergänzt: "Allen wäre ein Konzept zum Standorterhalt inklusive Arbeitsplatzschutz lieber gewesen. Das war einerseits von den Eigentümern nicht gewollt, eine Marge von unter 10 % war ihnen zu wenig. Andererseits war es arbeitnehmerseitig nicht durchsetzbar, weil Belegschaften und Arbeitnehmervertreter keine Mitbestimmung bei ökonomischen Entscheidungen haben. Das ist ein schwerwiegender Konstruktionsfehler in der Betriebsverfassung." Und weiter: "Die Ausweitung der Mitbestimmung bleibt deshalb dringender Punkt auf der politischen Agenda, gerade in einer Zeit der Umbrüche, die gekennzeichnet ist durch Transformation, Digitalisierung und Globalisierung." Für mehr Mitbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten der Belegschaften in wirtschaftlichen Fragen treten die Gewerkschaften seit vielen Jahren ein. Bisher fanden sich keine Mehrheiten bei den Regierenden, diesen Missstand zu korrigieren.  

Besonderer Dank galt an diesem Tag in Stöckheim mit der BHW-Belegschaft auch den anwesenden Gästen aus der Politik. Zugegen war der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Ulrich Markurth (SPD), die Bundestagsabgeordneten Carsten Müller (CDU) und Victor Perli (DIE LINKE) – Falko Mohrs (SPD) aus Wolfsburg und der Landtagsabgeordnete Christos Pantazis (SPD) waren leider verhindert, sandten aber herzliche und solidarische Grüße an die Kolleg*innen. Den anwesenden Fraktionsvorsitzenden der SPD Braunschweig, Christoph Bratmann und der CDU Braunschweig, Thorsten Köster und Frank Täubert sowie der Landtagsabgeordneten der SPD, Annette Schütze, wurde ebenfalls sehr für ihre Bemühungen zum Erhalt des Standortes gedankt.

Ein Unterstützer aus der langjährigen Arbeitsphase fehlte nicht und auch ihm wurde herzlich gedankt: Manfred Fricke, der die Kantine von BHW betrieben hat und viele unserer IG Metall-Aktionen begleitete. Nicht vergessen wurden auch die Begleiter dieser letzten Auseinandersetzung, der Wirtschaftssachverständige Herwig Hansen vom SCI und Rechtsanwalt Braul. Beide berieten den Betriebsrat und die IG Metall über Monate und trugen wesentlich zu den erzielten Regelungen bei.

Trotz aller Wut und Trauer macht Michael Cordes, Betriebsbetreuer der IG Metall Braunschweig für BHW, deutlich: "Wir verlieren uns nicht aus den Augen. BHW-Belegschaft und IG Metall bleiben weiter am Ball. Wir unterstützen die Suche nach neuen Jobs, die Zusammenarbeit mit der Transfergesellschaft wird dementsprechend eng betrieben."

Regelmäßige Angebote für Treffen zum Austausch für alle ehemaligen BHWler*innen sind terminiert. Informationen dazu werden rechtzeitig veröffentlicht.

Ciao Kolleginnen und Kollegen!
Bleibt aufrecht, solidarisch und stark!

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