Delegiertenversammlung der IG Metall Braunschweig

Arbeitsstress: "Wie kann man das noch durchhalten?"

27.11.2012 | Der Gastreferent, Diplom-Psychologe Christoph Klug aus Recklinghausen, stellte in seinem Vortrag die Frage: "Wie lange kann man das durchhalten?" Sein Vortrag bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Braunschweig der sich mit den gesundheitlichen Folgen von Stress und belastenden Arbeitssituationen befasste, war Teil einer Veranstaltungsreihe der Gewerkschaft zum Thema "Gute Arbeit", die verschiedene Aspekte von Gesundheit im Arbeitsleben in den Fokus nimmt.

Christoph Klug stellte Untersuchungsergebnisse zu Stressfolgen vor

Detlef Kunkel

Eva Stassek

Hartmut Meine

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Ergänzt wurde dieser Vortrag durch die Ausführungen des IG Metall-Bezirksleiters Hartmut Meine, der das Thema "Gute Arbeit - gut in Rente" zugespitzt fortsetzte und die Forderung nach flexiblen und annehmbar finanzierten Ausstiegsmodellen darlegte.

 

Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig, Detlef Kunkel, begrüßte ca. 110 Delegierte aus Betrieben und Personengruppen zur 4. Delegiertenversammlung der aktuellen Wahlperiode. Kunkel ging in seinem Geschäftsbericht auf die Kampagne der IG Metall gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse ein, etwa die "Roadshow Gute Arbeit" oder die Aktivitäten rund um den DGB-Aktionstag gegen prekäre Beschäftigung. Im Hinblick auf die betrieblichen Auseinandersetzungen bei Bühler wertete der 1. Bevollmächtigte die erfolgreiche Verteidigung der 35-Stunden-Woche positiv.

 

Kunkel skizzierte die aktuellen tarifpolitischen und betrieblichen Herausforderungen und z.T. bereits erreichten Erfolge: Die unbefristete Übernahme der Auszubildenden, Regelungen zur Leiharbeit (Branchenzuschläge / Regelungen zur Übernahme in ein reguläres Arbeitsverhältnis) und weitere Durchsetzung von Tarifverträgen in anderen Branchen wie Tischlerhandwerk und Textil. Außerdem stellte er den Zeitplan zur Tarifrunde 2013 vor, in dem die Volkswagen- und Metall- und Elektro-Tarifbewegung wieder zeitnah zusammen stattfinden wird.
 
Kunkel freute sich auch über die große Resonanz auf die Aktion "Studiengebühren jetzt abschaffen!" mit der sich die IG Metall im Vorfeld der Landtagswahlen an die niedersächsische Regierung wendet. "Fast 3.000 haben bereits unterzeichnet. Das macht deutlich, wie breit die Ablehnung von Studiengebühren ist."
 
Eva Stassek, zweite Bevollmächtigte und Kassiererin, berichtete über die Kassenlage und Mitgliederentwicklung. Inzwischen hat die IG Metall-Verwaltungsstelle "die Marke von 19.000 Mitgliedern geknackt", so Stassek. Die positive Mitgliederentwicklung, in der bis Oktober dieses Jahres bereits über 800 Kolleginnen und Kollegen der IG Metall Braunschweig beigetreten sind, setzt sich damit fort. Deutliche Beitragssteigerungen resultieren nicht nur aus der Zunahme der Mitgliederzahl, sondern auch aus den guten Tarifabschlüssen in 2012.

 

Christoph Klug betonte in seinem Vortrag, dass regelmäßige Ruhe- und Erholungszeiten wichtig sind, um das körperliche und psychische Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.


Er berichtete über eigene Untersuchungen zu gesundheitlichen Belastungen in der Arbeitswelt mit beunruhigenden Ergebnissen. Die zu beobachtende Tendenz zur Verlängerung und Intensivierung des Arbeitstages schränkt die Möglichkeiten der Reproduktion in Familie und Erholung im Schlaf ein. Klug stellte ausführlich die zahlreichen möglichen Gesundheitsfolgen auf "negativen Stress" dar. Beispielsweise führt permanenter Leistungsdruck nachweisbar zu Schlafstörungen. Klug kritisierte, dass gesundheitliche Folgen vielfach generell individualisiert werden, was die wirklichen Ursachen des "Krisen- und Stressstoffwechsels" verschleiere.

 

Schließlich warb Klug dafür, die Arbeitszeiten insgesamt zu verkürzen, um den Anforderungen des menschlichen Organismus besser gerecht werden  zu können.

 

Daran anschließend sprach Hartmut Meine über die IG Metall-Kampagne "Gute Arbeit - gut in Rente". Meine beklagte: "Die Absenkung des Rentenniveaus bis 2030 auf 43 Prozent eines Durchschnittseinkommens, die verlängerte Lebensarbeitszeit bis 67 Jahre und fehlende Möglichkeiten, aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben auszusteigen, werden sich deutlich auf den Lebensstandard und die Gesundheit der Beschäftigten auswirken!"

 

Noch dramatischer sei die Lage für Beschäftigte im tariflosen Niedrigentgeltbereich. Weitere massive Abschläge von bis zu ca. 15% müssten Beschäftigte heute bereits zudem hinnehmen, wenn sie vor dem 67. Lebensjahr in den Ruhestand gehen wollten.

 

Von der Politik forderte Meine, Maßnahmen gegen diese sich anbahnende Misere zu ergreifen. "Anstatt gegenzusteuern, ignorieren die Abgeordneten mit ihren guten Pensionsregelungen das Problem vieler Menschen und verharren in Untätigkeit", kritisiert Hartmut Meine.

 

Er rief dazu auf, auf der IG Metall Internetseite <link http: www.gut-in-rente.de>www.gut-in-Rente.de den Bundestagsabgeordneten der Region eine Mail zu senden und die Anforderungen der Beschäftigten an flexible Ausstiegsoptionen aus dem Arbeitsleben, die Beschäftigte finanziell nicht in die Armut stürzen, deutlich und nachdrücklich mitzuteilen.

 

Von: mm/dud

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