Tarifabschluss im Metallhandwerk und der Landbautechnik in Niedersachsen hält Angriff der Arbeitgeberseite stand – 6,1 Prozent mehr Geld und 1000 Euro Energiebonus gesichert!

14.10.2022 | Nach zahlreichen Protestaktionen in den Betrieben konnte bereits am 12. September 2022 für die rund 70.000 Beschäftigten des Metallhandwerkes und der Landbautechnik in Niedersachsen ein Tarifabschluss erzielt werden. Neben einer tabellenwirksamen Erhöhung von 6,1 Prozent, sollte es einen Energiebonus von 1000 Euro Netto geben. Die Arbeitgeber kassierten dieses Ergebnis jedoch noch in der Erklärungsfrist wieder ein. Zu teuer, meinten einige der Chefs. Nach langen und zähen Verhandlungsrunden, konnte der Abschluss nun doch gesichert werden!

Mehrfach kamen die Tarifparteien erneut am Verhandlungstisch zusammen und versuchten trotz aller Schwierigkeiten das Tarifergebnis zu sichern. Nachdem die Arbeitgeber den Abschluss widerrufen hatten, liefen die Warnstreikvorbereitungen in den Betrieben auf Hochtouren. „Das hätte eine lange Zeit des sozialen Friedens beendet. In den vergangenen 20 Jahren waren Streiks im Metallhandwerk und der Landbautechnik nicht notwendig. Dieses Mal stand es auf der Kippe und dass scheinen die Arbeitgeber auch verstanden zu haben“, sagt Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation in vielen Betrieben, verständigten sich die Tarifpartner nun auf einen Abschluss mit einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung von 6,1 Prozent ab 01.03.2023 sowie einem einmaligen Energiekostenzuschuss in Höhe von 1000 Euro Netto für Vollzeitbeschäftigte, der spätestens mit dem Februar-Entgelt 2023 zusätzlich ausgezahlt wird. Dieses soll nach den neuen Regelungen des Maßnahmenpaketes des Bundes zur Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung und zur Stärkung der Einkommen steuer- und sozialabgabenfrei geschehen.

Für die Auszubildenden lohnt sich der Abschluss ganz besonders: In einem ersten Schritt steigen die Ausbildungsvergütungen pro Ausbildungsjahr um jeweils 100 Euro ebenfalls ab März 2023 an. Ab Juli 2023 steigen sie dann erneut überproportional um weitere 100 Euro. Die Ausbildungsvergütung im Metallhandwerk und der Landbautechnik beträgt ab Juli 2023 mindestens satte 1011 Euro im ersten Ausbildungsjahr und ist damit konkurrenzfähig gegenüber den Einkommen in vergleichbaren Industriebetrieben. Außerdem erhalten die Auszubildenden ebenfalls einen Energiekostenzuschuss in Höhe von 500 Euro.

Die Entgelttabelle in der Landbautechnik wird außerdem überproportional um zusätzlich 3 Prozent angehoben, um dem Bedarf nach dringend gesuchten Fachkräften gerecht zu werden und die Tabelle auf das Niveau des Metallhandwerkes anzuheben. Die Laufzeit beträgt 18 Monate, bis Ende Februar 2024.

Mit Erfolg konnte die IG Metall damit das Tarifergebnis sichern und durchsetzen, was bereits am 12. September gefunden wurde. „Der Tarifkommission war wichtig, dass wir in den Kernpunkten standhaft bleiben. Eine Abkehr von der Laufzeit, den Prozenten und der Höhe der Einmalzahlung war für uns ausgeschlossen. Beide Tarifpartner haben jedoch die Notwendigkeit erkannt, für Betriebe in Not eine angepasste Lösung zu finden. Für wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen besteht in begründeten Fällen die Möglichkeit zeitlich die Auszahlung zu verschieben, um die Liquidität nicht zu gefährden und Arbeitsplätze zu sichern. Dazu ist die Zustimmung der IG Metall notwendig, um Missbrauch zu vermeiden“, fasst Wente das Ergebnis zusammen.

Auch im Falle einer Verschiebung ist die Auszahlung der tabellenwirksamen Erhöhung und des Energiebonus gesichert. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, sagt Wente. Eine Verschiebung für die Auszahlung des Energiebonus ist in begründeten Fällen bis Ende Juni 2023 möglich. Die Entgelterhöhung muss spätestens im September 2023 erfolgen. Während des Zeitraumes einer Verschiebung gilt der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Die Beschäftigung wird so in schwierigen Zeiten gesichert.

Markus Wente zeigt sich zufrieden: „Die Einigung mit der Arbeitgeberseite schafft für die Beschäftigten notwendige Entlastung in angespannten Zeiten. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze gesichert und die Krise so möglichst für alle Parteien gut überstanden. Wichtig ist aber auch die Erkenntnis, dass sich die Verhandlungen in Zukunft vom Verhandlungstisch in die Betriebe verschieben werden. Es war nicht das erste Mal, dass ein Tarifabschluss von den Arbeitgebern widerrufen wurde. Eines ist deutlicher denn je: geschenkt bekommen wir in Zukunft nichts mehr. Es kommt eben nicht darauf an, was wir wollen, sondern was wir am Ende in den Betrieben durchzusetzen in der Lage sind!“

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